Wie du mit Training die Lunge deines Pferdes stärken kannst

Atem­wegs­erkrankungen sind nach Lahm­heiten die häufigsten Erkrankungen im Pferde­sport. Sie sind der Haupt­grund für einen Leistungs­verlust beim Pferd. In Deutschland leiden z.B. 11 bis 17 Prozent aller Pferde an einer (chronischen) Atem­wegs­erkrankung.

Die Atem­wege des Pferdes sind einer­seits durch verschiedene Mechanismen gut geschützt, anderer­seits aber auch sehr anfällig.

Evolutionär bedingt, sind Pferde gegen­über Umwelt­stäuben sehr tolerant. Domestizierte Pferde sind heut­zutage jedoch noch weitaus mehr Reizen ausgesetzt als "nur" Umwelt­stäuben.

Neben der Haltung und Fütterung spielt auch das Training eine wichtige Rolle in der Gesund­erhaltung der Lunge. Du kannst also mit dem "richtigen" Training auf die Gesund­heit der Atem­wege deines Pferdes ein­wirken.

Dazu möchte ich dir hier einige Tipps an die Hand geben.

Tipp 1: Achte auf die richtige Verschnallung von Sattel und Trense

Auch, wenn es nicht das Training direkt betrifft: das richtige Equipment und die richtige Verschnallung dessen spielt eine große Rolle in der Gesund­erhaltung der Atem­wege.

Sowohl Sattel als auch Trense können Aus­wirkung auf die Atmung haben.

Ein zu eng verschnallter Nasen- oder Sperr­riemen kann die Weitung der Nüstern behindern und dadurch wird nicht genug Sauer­stoff auf­genommen.

Gleicher­maßen kann ein zu stark angezogener Sattel­gurt die Beweglichkeit der Brust- und Schulter­muskulatur reduzieren. Eine geringere Beweglichkeit dieser Muskeln kann eine Verkürzung der Schritt­länge zur Folge haben. Die Schritt­länge wiederum wirkt sich auf die Tiefe der Atem­züge aus.

Achte also bei der Verschnallung von Sattel und Trense darauf, deinem Pferd "Luft zu lassen" und die Gurte und Riemen so locker wie möglich zu verschnallen – natürlich, ohne deine Sicherheit zu gefährden!

Tipp 2: Trainiere die (Atem‑) Muskulatur deines Pferdes

Die Lunge selbst bewegt sich nicht aktiv. Sie wird passiv durch Zwerch­fell und Atem­muskulatur bewegt.

Als Atem­muskulatur bezeichnet man all jene Muskeln, die an einer aktiven Erweiterung oder Verengung der Brust­höhle beteiligt sind und dadurch Aus­wirkungen auf die Atmung haben.

Über diese (Atem-) Muskulatur hinaus, kann aber auch die Brust- und Rumpf­muskulatur einen Effekt auf die Atmung haben. Verspannungen in diesen Muskel­bereichen erschweren die Atmung.

Um diese Muskulatur zu lösen, kannst du z.B. auf gebogenen Linien trainieren. Auf der gebogenen Linie wird die Außen­seite des Pferde­körpers gedehnt, während sich die Muskulatur auf der Innen­seite zusammen­zieht. Durch einen Wechsel von Dehnung und Kontraktion lassen sich Verspannungen der Muskulatur lösen.

Auch Tempo­wechsel haben einen Einfluss auf die Muskulatur, denn es kommt zu einem Wechsel zwischen Kraft­arbeit und Dehnung. Das daraus resultierende Lösen der Muskulatur kann die Atmung erleichtern.

Lege also Wert darauf, im Training auf die Muskulatur deines Pferdes einzuwirken. Nimm Muskel­verspannungen nicht nur im Hin­blick auf die Rittigkeit und die Gesundheit des Bewegungs­apparates deines Pferdes ernst. Muskel­verspannungen sollten auch im Hinblick auf die Gesund­erhaltung der Pferde­lunge wahr­genommen werden.

Tipp 3: Nutze den Galopp

Im Ruhe­zustand wird nicht die gesamte Lungen­kapazität benötigt. Die tiefen Lungen­areale werden kaum belüftet.

Mit steigender Belastung (und Gang­art) wird mehr und mehr Lungen­volumen benötigt.

Erst bei der Galopp­arbeit werden die tiefsten Bereiche richtig geöffnet und optimal mit Sauer­stoff versorgt. Galopp ist also Trumpf, wenn es darum geht, die letzten Winkel der Lunge zu öffnen.

Ein regel­mäßiges Galopp­training ist dem­entsprechend die wert­vollste Art, um die Lunge gut zu durch­lüften und so Atem­wegs­erkrankungen vor­zubeugen.

Aber was ist, wenn dein Pferd schon an einer Atem­wegs­erkrankung leidet?

Wenn dein Pferd Atemwegs­beschwerden hat, ist es wichtig, deinen Tier­arzt hinzu­zuziehen. Hier findest du ein paar Hinweise zum Training bei Atemwegs­beschwerden. Bitte besprich mit deinem Tier­arzt, wie du dein Pferd trainieren darfst.

Einer­seits muss die Lunge gut durch­blutet werden, damit Schleim ab­transportiert werden kann. Anderer­seits dürfen die Atem­wege auch nicht über­lastet werden, denn werden die Bronchien durch eine Über­lastung zu stark gereizt, kann dies auch zu einer Verschlimmerung der Erkrankung führen. Ein Galopp­training ist also nur unter Einschränkungen als guter Tipp anzusehen.

Gerade bei Pferden mit bestehenden Atem­wegs­erkrankungen kommt es auf das richtige Maß an. Dazu hat es sich bewährt, ein Training zu nutzen, dass sich an der (Ruhe-) Atem­frequenz des Pferdes orientiert. So lässt sich sicher­stellen, dass dein Pferd nicht über- oder unter­fordert wird.