Mit Pferdeakupunktur Kräfte wecken - Eine Patientengeschichte

Eine befreundete Therapeutin bat mich, ihren spanischen Hengst an­zu­schauen. Er hatte ein Magen­geschwür und war sehr ab­ge­magert und schlapp. Ein kürzlicher Stall­wechsel und die damit verbundenen Änderungen der Haltungs­bedingungen hatten ihm gut­getan und das Magen­geschwür war am Ab­heilen.

Trotz gutem und aus­reichendem Futter nahm er jedoch nicht zu. Auch sagte mir die Besitzerin, dass er sich nicht "normal" verhalten würde. Er sei ruhiger und in sich gekehrt.

Ich kannte den Hengst bereits und hatte ihn mehr­fach zuvor behandelt. Er wusste sehr wohl, dass er ein Hengst ist, war jedoch grund­sätzlich sehr anständig und absolut händelbar im Umgang. Ich hatte ihn bisher als einen auf­geweckten und wachen Kerl wahr­genommen.

Beim Termin fand ich einen deutlich zu dünnen Hengst. Er war nie wahn­sinnig kräftig gewesen, eher klein und athletisch, aber der Zustand war als deutlich unter­gewichtig einzuschätzen.

Auf den Rippen konnte man Klavier spielen und man fiel mit den Fingern zwischen den Rippen auch noch in eine Kuhle. Die Hüft­knochen waren deutlich sichtbar.

Diesem kleinen Hengst mit einem Stock­maß von vielleicht 1,5 m fehlten gute 50 kg Körper­gewicht.

Sein Verhalten empfand ich als nicht so schlimm, wie befürchtet. Er blinzelte mich freundlich und wach an, war auf­ge­schlossen und interessiert an seiner Umwelt. Allerdings sah ich ja nur eine Moment­aufnahme und ich war nun mal eine halb­wegs fremde Person, die es zu beäugen galt.

Auch wenn ich ihn nicht als über­mäßig ruhig empfand, hatte ich die Worte der Besitzerin im Ohr. Mir ist es immer wichtig, auf meine Kunden zu hören, denn sie sind es, die das Pferd täglich sehen. Ich komme als Therapeut nur sporadisch zum Pferd und kann so keine durch­gehenden Vergleiche ziehen. Dazu bin ich auf die Einschätzung des Besitzers angewiesen. Und wenn der Besitzer mir sagt, das Pferd ist ruhiger als sonst, dann muss ich das ernst nehmen.

In der Diagnostik fand ich einige auf­fällige Punkte. Unter anderem meldete sich noch immer der Magen – nicht ungewöhnlich bei (verheilenden) Magen­geschwüren, denn diese verschwinden nicht von heute auf morgen. Auch fehlte ihm Energie, was typisch ist nach längeren Erkrankungen, die den Körper auszehren.

Der Plan

Ich sprach mit der Besitzerin und wir legten einen generellen Therapie­plan fest: Gewicht konnte niemand "mal eben schnell" an den Hengst zaubern, aber sein Verhalten würde sich durch mehr Energie und Kraft sicherlich ändern und sich zudem auch positiv auf sein Fress­verhalten auswirken. Auch benötigte der Körper Kraft für den verbleibenden Heilungs­prozess.

Also nutzte ich neben Akupunktur­punkten, die zur Behandlung von Magen­geschwüren verwendet werden, haupt­sächlich noch Punkte für den Stoff­wechsel sowie Energie-/Kraft­punkte.

Da ich die Besitzerin gut kannte und ich wusste, dass sie jahre­lange Erfahrung mit Hengsten hatte und mit diesen gut und sicher um­gehen konnte, hielt ich mich nicht zurück, was die Kraft­punkte anging.

Ich warnte sie vor: "es kann sein, dass der morgen richtig hengstig ist. Ich stecke hier gerade viel Energie in den Körper und die Nieren­punkte geben Kraft – und wirken sich auch auf die Hormone aus."

Sie winkte ab und nickte grinsend: "wäre ja schön."

Gut, alles klar. Also weiter­machen.

Nach Abschluss der Behandlung döste der kleine Hengst selig und zufrieden vor sich hin. Wir verabredeten einen weiteren Termin vier Wochen später, um den nächsten Behandlungs­impuls zu setzen.

Die Umsetzung

Am nächsten Tag klingelte mein Telefon.

"Meine Güte, was hast du mit dem Hengst gemacht?!?" schallte es mir lachend statt einer Begrüßung entgegen.

Ich schmunzelte, hatte ich doch schon eine Ahnung. "Wieso? Was ist los?"

"Der kleiner Lümmel hat mich heute laut­hals rum­brüllend über den Hof gezogen."

Oh, wie schön, ein direkter Erfolg. Ziemlich durch­schlagend noch dazu. Nun musste auch ich lachen, "sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt," gab ich grinsend zurück.

"Ja, ich weiß, ich weiß. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, was du gesagt hast, hab ihn ganz unbefangen raus­geholt und bin mit ihm los­gegangen… und auf einmal plusterte er sich total auf. Hat mich doch etwas überrascht."

Wir sprachen noch ein paar Minuten und ich gab ihr meine Einschätzung. Ich erwartete nicht, dass der Zustand lange anhalten würde. Ich hatte seiner Batterie einen ordentlichen Schubs gegeben, aber gerade, wenn Batterien so leer sind, wie sie es bei dem kleinen Hengst waren, dann reicht ein einziger Schubs oft nicht aus.

Trotzdem war die Besitzerin super happy mit dem Behandlungs­erfolg.

Bei unserem nächsten Termin hatte der Hengst schon ein paar Kilo zu­ge­nommen und er stand mehr unter Strom als beim letzten Mal. Wie erwartet, hatte das über­mäßig hengstige Verhalten nicht lange an­ge­halten, aber die Besitzerin berichtete, dass er wieder grund­sätzlich mehr Kraft und Energie aufwies.

Ich hielt mich dem­entsprechend auch zurück, was die Anzahl an Energie­punkten anging, und legte den Fokus in Absprache mit der Besitzerin mehr auf den Stoff­wechsel und den Magen.

Es dauerte noch einige Wochen, bis der Hengst wieder sein Ideal­gewicht hatte, aber laut der Besitzerin war die erste Behandlung der Anstoß, den der Hengst gebraucht hatte, um wieder zu Kräften zu kommen.

Weitere Informationen zur Akupunktur-Behandlung findest du im Ratgeber Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) beim Pferd.