Kinesiologisches Taping für Pferde: Anwendung, Techniken und Vorteile

Einleitung: Warum kinesiologisches Taping für Pferde immer beliebter wird

Kinesiologisches Taping hat sich in den letzten Jahren nicht nur in der Human­medizin, sondern auch in der Pferde­therapie etabliert. Die elastischen Tapes werden eingesetzt, um Muskulatur zu unter­stützen, Sehnen zu entlasten, den Lymph­fluss zu fördern und die Regeneration zu verbessern.

Besonders in der Reha­bilitation nach Ver­letzungen, bei Ver­spannungen aber auch zur Prävention kann diese Methode eine wert­volle Ergänzung sein. Aber wie genau funktioniert das Taping, und in welchen Situationen ist es besonders sinnvoll?

Wie funktioniert kinesiologisches Taping beim Pferd?

Das elastische Tape hebt die Haut leicht an. Dadurch wird mehr Raum geschaffen und so die Durch­blutung und der Lymph­fluss verbessert.

Zudem werden Rezeptoren in der Haut stimuliert, was zu einer Rück­meldung an das Nerven­system führt. So können z.B. Schmerz­rezeptoren "beruhigt" sowie die Wahr­nehmung und die Bewegungs­koordination beein­flusst werden.

Im Gegen­satz zu klassischer Bandagierung, die meist immobilisierend wirkt, ermöglicht funktionelles Taping dem Pferd weiterhin natürliche Bewegungs­abläufe, da das Tape wie eine zweite Haut anliegt und die Bewegung nicht einschränkt.

Wichtige Anwendungs­bereiche des Pferde­tapings

Muskel­taping zur Entlastung und Aktivierung

Muskuläre Dysbalancen, Verspannungen oder Ermüdung können die Bewegungs­freiheit eines Pferdes erheblich ein­schränken. Neben Sport- und Reha­pferden profitieren auch Freizeit­pferde von einem gezielten Muskel­taping.

Ein gut gesetztes Muskel­tape kann dazu bei­tragen, Spannung im Muskel zu regulieren und den Bewegungs­ablauf des Pferdes somit positiv zu beein­flussen. Auch kann die Wahr­nehmung des Körpers im Raum (Proprio­rezeption) beein­flusst werden, was zu einer besseren Bewegungs­koordination führen kann. Je nach Anlage­technik kann das Tape entweder entspannend oder aktivierend wirken.

Wann ist Muskel­taping sinnvoll?

  • Bei Rittigkeits­problemen durch Muskel­verspannungen
  • Zur Regeneration nach dem Training
  • Zur Stabilisierung bei muskulären Dysbalancen

Stütz- und Sehnen­tapes zur Stabilisierung

Die Sehnen und Bänder eines Pferdes sind v.a. im Training und Wett­kampf hohen Belastungen ausgesetzt. Besonders bei Sport­pferden oder in der Reha­bilitations­phase nach einer Verletzung kann kinesiologisches Taping eine wertvolle Unter­stützung bieten. Durch die gezielte Anlage des Tapes kann die mechanische Belastung der Sehnen reduziert werden, während gleich­zeitig die Stabilität der Gelenke gefördert wird.

Wie auch beim Muskel­taping kann das Tape helfen, die proprio­zeptive Wahr­nehmung des Pferdes zu ver­bessern. Dadurch können Bewegungen bewusster und kontrollierter aus­geführt werden.

Typische Einsatz­gebiete

  • Bei Sehnen­reizungen oder nach Sehnen­verletzungen
  • Zur Prävention bei stark belasteten Sport­pferden
  • Zur Unter­stützung während der Reha-Phase

Schematische Darstellung einer typischen Stütz­applikation für das Fessel­gelenk. Es kann zur Entlastung bei Über­lastungen oder in der Rekon­valeszenz ein­gesetzt werden. Durch die gezielte Anlage unter­stützt es die um­liegenden Strukturen, fördert die Durch­blutung und kann helfen, Spannungen zu regulieren.

Lymph­taping zur Förderung des Gewebe­stoff­wechsels

Schwellungen und Lymph­stauungen sind nicht unge­wöhnlich, vor allem bei Pferden, die Boxen­ruhe haben. Das Lymph­taping setzt genau hier an, indem es durch spezielle Anlage­techniken den Abfluss von Gewebs­flüssigkeit unter­stützt.

Dies ist besonders hilf­reich nach Verletzungen, Operationen oder bei Pferden, die zu ange­laufenen Beinen neigen. Gerade Pferde mit chron­ischen Lymph­problemen profitieren vom Taping, dass eine natürliche Ent­stauung fördert.

Narben­taping zur Verbesserung der Gewebe­regeneration

Narben­gewebe entsteht, wenn tiefere Haut­schichten bei einer Verletzung betroffen sind. Der Körper bildet neues Gewebe, um die Verletzung zu schließen. Doch dieses Gewebe unter­scheidet sich strukturell vom Original­gewebe: Es ist deutlich unelastischer. Narben­gewebe kann somit die Beweglichkeit des umliegenden Gewebes einschränken.

Ein gezielt angelegtes Narben­tape kann helfen, diese Verklebungen zu lösen und die Elastizität des betroffenen Bereichs zu verbessern. Besonders bei größeren Operations­narben oder alten Verletzungen kann Narben­taping dazu bei­tragen, Bewegungs­einschränkungen vor­zu­beugen oder diese zu reduzieren und dem Pferd so ein ange­nehmeres Körper­gefühl zu ermöglichen.

Segmenttapes zur Unterstützung innerer Organe

Eine weniger bekannte Methode ist das Segment­taping. Durch gezielt gesetzte Segment­tapes können Organ­systeme indirekt unter­stützt werden, indem reflek­torische Zusammen­hänge zwischen Haut, Muskulatur und Organen genutzt werden.

Durch diese Tape­anlagen können innere Organe unter­stützt, das vege­tative Nerven­system reguliert und Schmerzen gelindert werden. Diese Technik kommt häufig in Verbindung mit Aku­punktur oder anderen manuellen Therapien zum Einsatz und kann insbesondere bei Atem­wegs­problemen, Verdauungs­störungen oder stress­bedingten Beschwerden hilfreich sein.

Unterschiedliche Tape­anlagen beim Pferd: Techniken und Vor­gehens­weise

Je nach Anwendung werden verschiedene Techniken für die Tape­anlage verwendet. So kommen z.B. die folgenden Techniken zum Einsatz:

  • Fächer- und Netz­applikationen: Besonders geeignet für Lymph­taping, um den Abfluss von Gewebs­flüssigkeit zu unter­stützen.
  • Muskel­techniken: Unterschied zwischen entspannenden und aktivierenden Anlagen, je nach Bedarf.
  • Stabilisierende Tape­anlagen: Anwendung bei Gelenk- und Sehnen­problemen zur Unter­stützung und Stabilisierung.

Häufige Fehler beim Taping und wie man sie vermeidet

Es gibt einige Dinge, die beim Taping beachtet werden sollten, um für das Pferd die größt­mögliche Wirkung zu erzielen. Fehler können z.B. sein:

  • Falsche Dehnung des Tapes: Zu viel Spannung kann für das Pferd unangenehm sein.
  • Unsach­gemäße Platzierung: Die Tape­anlage muss anatomisch korrekt erfolgen.
  • Haftungs­probleme: Vor der Anwendung sollte das Fell trocken und sauber sein.
  • Wann sollte kein Taping erfolgen?: Bei offenen Wunden, Infektionen oder akuten Entzündungen sollte kein Tape ange­bracht werden.

Fazit: Kinesiologisches Taping als wert­volle Ergänzung in der Pferde­therapie

Richtig ange­wendet, kann kinesiologisches Taping effektive Unter­stützung in der Pferde­therapie leisten. Ob zur Muskel­entspannung, zur Stabilisierung von Sehnen und Gelenken oder zur Förderung des Lymph­flusses - die viel­seitigen Anwendungs­möglichkeiten machen das Tape zu einer sinn­vollen Ergänzung - im Alltag, in der Rehabilitation und der Prävention.

In Kombination mit anderen Maß­nahmen wie Physio­therapie oder Aku­punktur kann es das Wohl­befinden und die Beweglichkeit des Pferdes nach­haltig verbessern.